Richtige Fütterung: Was sollte man Rehen geben?

Beim Spaziergang durch die Wälder und Felder entdecken wir oft Rehe, die majestätisch und scheu zugleich ihr Dasein fristen. Viele Naturfreunde fragen sich: Wie kann ich diesen wunderschönen Geschöpfen gutes tun und sie unterstützen, insbesondere in der kalten Jahreszeit? Die richtige Fütterung von Rehen ist ein komplexes Thema, das Wissen und Verantwortung erfordert. Um Rehe artgerecht und effektiv zu unterstützen, sollten wir vor allem ihre natürlichen Bedürfnisse verstehen.

Was sollten wir also Rehen geben, wenn wir uns dazu entschließen, sie zu füttern? Die Antwort ist klar: Nur solche Nahrungsmittel, die der natürlichen Ernährung von Rehen nahekommen und ihrem organischen Bedarf entsprechen. Die Fütterung sollte ausgewogen sein, die natürliche Nahrungssuche nicht stören und darf vor allem nicht zu einer Abhängigkeit oder gesundheitlichen Problemen führen.

Im weiteren Verlauf werden wir uns detailliert mit den Aspekten der richtigen Ernährung von Rehen auseinandersetzen. Wir werden auf die Grundlagen ihrer natürlichen Ernährung eingehen, erklären, warum und wann eine Zufütterung angebracht sein kann, und wie eine solche am besten zusammengesetzt ist. Mit diesem Wissen ausgestattet, können Tierfreunde einen wertvollen Beitrag zum Wohl unserer heimischen Rehe leisten.

Das natürliche Futter von Rehen

Rehe sind in erster Linie Pflanzenfresser und haben sich auf die Verarbeitung von hartfaseriger Kost spezialisiert. Ihr Lebensraum bietet ihnen eine Vielzahl an natürlichen Futterquellen. Im Wald ernähren sie sich vornehmlich von Trieben, Blättern, Knospen und Rinde verschiedener Bäume und Sträucher. In der warmen Jahreszeit sind Kräuter, Gräser und landwirtschaftliche Kulturen wie Raps oder Weizen, die an Feldrändern wachsen, eine wichtige Nahrungsquelle.

Je nach Jahreszeit und Verfügbarkeit variiert die Ernährung. Im Frühling und Sommer können Rehe aus dem Vollen schöpfen, während es im Winter, besonders bei Schneelage oder Bodenfrost, schwieriger für sie wird, ausreichend Nahrung zu finden. Dies führt dazu, dass sie sich dann oft an Nadelbäumen und Laubholz säumen nähren, welche weniger Nährstoffe als ihre bevorzugte Kost bieten.

Es ist wichtig zu verstehen, dass Rehe sehr anfällig für Futterumstellungen sind. Ihr Verdauungssystem ist empfindlich und braucht Zeit, sich an Veränderungen zu gewöhnen. Plötzliche Fütterung mit ungeeigneten Lebensmitteln kann deshalb zu Verdauungsproblemen und Krankheiten führen.

Kernpunkte:

  • Rehe ernähren sich von einer Vielzahl pflanzlicher Nahrungsquellen, angepasst an die Saisonalität.
  • Im Winter ist das Nahrungsangebot eingeschränkter, was bei strengeren Wetterbedingungen zu Problemen führen kann.
  • Die Verdauung von Rehen ist sensibel, und abrupte Futterwechsel können gesundheitliche Schäden verursachen.

Warum Wildtierfütterung manchmal notwendig ist

Es gibt verschiedene Situationen, in denen eine Zufütterung von Rehen sinnvoll sein könnte. Besonders lange und strenge Winter, in denen natürliche Futterquellen knapp werden, stellen eine große Herausforderung dar. Auch wenn durch menschliche Einflüsse, wie Landwirtschaft und Urbanisierung, der natürliche Lebensraum von Rehen bedroht ist, kann eine unterstützende Fütterung von Nöten sein.

Allerdings bedeutet dies nicht, dass Rehe generell gefüttert werden sollten. Tatsächlich kann eine unsachgemäße Fütterung zu einer Abhängigkeit führen, die natürlichen Futter- und Wanderbewegungen stören und Krankheiten begünstigen. Daher sollten Fütterungsmaßnahmen wohlüberlegt und mit Fachwissen durchgeführt werden. Es gilt zu bedenken, dass Rehe eine beachtliche Anpassungsfähigkeit an Nahrungsdefizite haben und kurzfristige Engpässe selbst bewältigen können.

Es ist auch wichtig zu beachten, dass das Füttern von Wildtieren in Deutschland reglementiert ist. Angepasste Fütterungsverordnungen und Jagdgesetze geben genaue Rahmenbedingungen vor, um die Gesundheit der Tiere und das ökologische Gleichgewicht zu wahren.

Kernpunkte:

  • Zufütterung ist manchmal bei harten Witterungsbedingungen und Lebensraumverlust notwendig.
  • Unüberlegte Fütterung kann zu Abhängigkeit und Störungen im natürlichen Verhalten von Rehen führen.
  • Fütterungsmaßnahmen sind durch Gesetze geregelt und sollten fachkundig erfolgen.

Die richtige Zusammensetzung von Rehfutter

Wenn die Fütterung von Rehen notwendig ist, sollte diese so nah wie möglich an ihrer natürlichen Ernährung ausgerichtet sein. Hierbei ist es wichtig, eine ausgewogene Mischung von Nährstoffen anzubieten, die sich aus Rohfasern, Proteinen, Fetten, Mineralien und Vitaminen zusammensetzt.

Als Grundlage des Winterfutters ist Heu gut geeignet, da es die Rohfaser liefert, die im natürlichen Winterfutter oft fehlt. Ergänzend können Äpfel oder spezielle Wildtierfutterpellets hinzugefügt werden. Diese Pellets sind so konzipiert, dass sie den Ernährungsbedürfnissen der Rehe entsprechen und leicht verdaulich sind. Obwohl Brot oft als Futter verwendet wird, ist es für Rehe ungeeignet, da es zu Verdauungsproblemen führen und bei übermäßiger Gabe zu Gärung im Pansen führen kann, was gesundheitsschädlich ist.

Die Fütterung sollte so erfolgen, dass die Tiere nicht zu einer Stelle konditioniert werden und dort in großer Anzahl zusammenkommen. Dies könnte zu einem erhöhten Übertragungsrisiko von Krankheiten führen und Rangkämpfe um das Futter fördern. Es ist wichtig, die Rehe nicht zu domestizieren, sondern lediglich zu unterstützen, ohne ihr natürliches Verhalten zu beeinträchtigen.

Kernpunkte:

  • Die Zusammensetzung von Rehfutter sollte vielfältig sein und den natürlichen Nahrungsbedarf decken.
  • Geeignetes Winterfutter umfasst Heu und speziell entwickelte Wildtierfutterpellets.
  • Die Fütterung sollte Überfütterung und Konditionierung auf bestimmte Fütterungsstellen vermeiden.

Dos and Don’ts der Fütterung von Rehen

Die Fütterung von Rehen ist nicht ohne Regeln. Es gibt klare Dos and Don’ts, die befolgt werden sollten, um die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden. Zum Beispiel ist es wichtig, nur naturbelassene Nahrungsmittel anzubieten und Küchenabfälle oder gar Reste von menschlichen Mahlzeiten unbedingt zu vermeiden. Diese können für Rehe schädlich sein und sogar zu Krankheiten führen.

Ein weiteres No-Go ist das Füttern von Brot und anderen Backwaren, da sie für das Verdauungssystem von Rehen nicht geeignet sind. Süßes, Salziges oder Gewürztes gehört nicht in den Futterplan eines Rehs. Zudem sollte die Fütterung nicht dazu führen, dass die Rehe ihre natürliche Scheu vor Menschen verlieren, was für beide Seiten gefährlich werden kann.

Ebenfalls sollte die Zufütterung nicht den natürlichen Zyklus der Nahrungssuche unterbrechen. Rehe sind an eine bestimmte Futteraufnahme und Verdauung angepasst, und eine Überfütterung kann zu Verdauungsstörungen und anderen Gesundheitsproblemen führen.

Kernpunkte:

  • Vermeiden Sie Küchenabfälle und menschliche Nahrungsmittel bei der Fütterung von Rehen.
  • Brot und gewürzte Lebensmittel sind für Rehe ungeeignet und können schädlich sein.
  • Die natürliche Nahrungssuche sollte nicht durch Überfütterung gestört werden.

Fütterungszeiten und -mengen

Um Rehen effektiv zu helfen, ist es entscheidend, die Fütterung fachgerecht zu gestalten. Hierbei spielt auch das Timing eine wesentliche Rolle. Rehe sind Dämmerungs- und Nachtaktive Tiere, und ihre natürlichen Fresszeiten liegen in den frühen Morgen- und Abendstunden. Eine Fütterung sollte sich möglichst daran orientieren und nicht willkürlich über den Tag verteilt erfolgen.

Bei der Bestimmung der Futtermenge ist Zurückhaltung ratsam. Zu große Mengen können dazu führen, dass die Tiere ihre Vorsicht verlieren und sich zu leicht zu Futterstellen locken lassen. Eine regelmäßige, aber in kleinen Mengen durchgeführte Fütterung trägt dazu bei, das ökologische Gleichgewicht zu erhalten und gesundheitliche Probleme bei den Rehen zu vermeiden.

Es ist jedoch zu beachten, dass die konstante Fütterung zu einer unnatürlichen Anhäufung von Tieren und somit zu einer Krankheitsübertragung führen kann. Daher sollte die Zufütterung mit Bedacht und möglicherweise in Absprache mit Fachleuten wie Förstern oder Wildbiologen erfolgen.

Kernpunkte:

  • Berücksichtigen Sie die natürlichen Fresszeiten der Rehe bei der Fütterungsplanung.
  • Vermeiden Sie zu große Futtermengen, um eine Anhäufung und Krankheitsübertragung zu verhindern.
  • Die Futtergabe sollte regelmäßig, aber kontrolliert erfolgen, um das natürliche Verhalten der Tiere zu unterstützen.

Sichere Fütterungsmethoden

Um Rehe artgerecht zu füttern, sind geeignete Techniken erforderlich. Eine Methode ist die Verwendung von Futterraufen oder -automaten, die das Futter in geeigneten Portionen bereitstellen und die Hygiene sicherstellen. Diese Geräte sollten so konzipiert sein, dass sie den Tieren keinen Schaden zufügen können und das Futter vor Witterung und Schmutz schützen.

Es ist wichtig, dass die Futterstellen so platziert werden, dass sie nicht zu einer Gefahr für die Rehe werden, indem sie beispielsweise zu nah an Straßen liegen. Die Plätze müssen sicher und ruhig sein, damit sich die Tiere nicht gestresst fühlen und Futterneid sowie aggressive Auseinandersetzungen vermieden werden.

Die Pflege der Futterstellen ist essentiell, um Krankheitserreger und Parasiten fernzuhalten. Eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion der Geräte und das Entfernen von verdorbenem Futter sind dabei Grundvoraussetzungen für eine sichere Fütterung.

Kernpunkte:

  • Nutzen Sie spezielle Futterraufen oder -automaten, um eine sichere und hygienische Fütterung zu gewährleisten.
  • Platzieren Sie Futterstellen an sicheren Orten, um die Rehe nicht zu gefährden.
  • Sorgen Sie für eine regelmäßige Reinigung und Pflege der Futterstellen, um Krankheitserreger zu vermeiden.

Die Folgen der Zufütterung auf das Ökosystem

Zufütterung hat nicht nur direkte Auswirkungen auf die Rehe selbst, sondern beeinflusst auch das umliegende Ökosystem. Die gezielte Fütterung kann eine Überpopulation fördern, da sie die natürlichen Populationskontrollen untergräbt. Mehr Rehe bedeuten auch höheren Druck auf die Vegetation, was zu einer Veränderung der Pflanzenzusammensetzung führen und die Artenvielfalt negativ beeinflussen kann.

Eine hohe Dichte an Rehen in einem Bereich kann auch Prädatoren wie den Wolf oder den Luchs anziehen. Dies hat wiederum Einfluss auf das Verhalten und das Verteilungsmuster dieser größeren Raubtiere. Zudem erhöht sich das Risiko der Krankheitsübertragung innerhalb der Rehpopulation sowie zwischen Rehen und anderen Wildtierarten.

Es ist ebenso zu berücksichtigen, dass die Zufütterung zu einem Ungleichgewicht im Nährstoffkreislauf führen kann, indem bestimmte Bereiche mit Futter überversorgt werden, während andere vernachlässigt bleiben. Dies kann weitreichende Konsequenzen für die Bodenbeschaffenheit und damit für das Pflanzenwachstum haben.

Kernpunkte:

  • Zufütterung kann zu Überpopulation und erhöhtem Druck auf die Vegetation führen.
  • Die Anziehung von Prädatoren und ein erhöhtes Krankheitsrisiko sind mögliche Konsequenzen.
  • Ein Ungleichgewicht im Nährstoffkreislauf durch gezielte Fütterung kann das Ökosystem langfristig verändern.

Alternativen zur Direktfütterung

Statt Rehe direkt zu füttern, gibt es nachhaltigere Wege, um sie zu unterstützen. Die Erhaltung und Verbesserung ihres natürlichen Lebensraums ist von großer Bedeutung. Dies beinhaltet den Schutz und die Wiederherstellung ihrer natürlichen Futterquellen, des Unterholzes sowie der Waldsäume.

Eine weitere Möglichkeit, den Rehen zu helfen, ist die Anlage von Wildwiesen mit einer Vielfalt an Pflanzen, die Rehe fressen. Dies fördert die Biodiversität und bietet Rehen sowie anderen Tieren natürliche Futterressourcen über das ganze Jahr hinweg. Wilde Obstbäume und Sträucher wie z.B. Eichen, deren Eicheln von Rehen verzehrt werden, stellen ebenfalls eine ergänzende Futterquelle dar.

Naturnahe Garten- und Landschaftsgestaltung, die Refugien und geschützte Bereiche schafft, ist ein weiterer wichtiger Schritt. Hier können Rehe ungestört leben und finden gleichzeitig ausreichend Nahrung, ohne dass sie sich an menschliche Präsenz gewöhnen müssen. Dies stärkt ihre Eigenständigkeit und trägt zum Erhalt ihrer natürlichen Verhaltensweisen bei.

Kernpunkte:

  • Lebensraumerhaltung und -verbesserung unterstützen die Eigenständigkeit der Rehe.
  • Wildwiesen und das Pflanzen heimischer Bäume fördern die Nahrungsressourcen und Biodiversität.
  • Eine naturnahe Gestaltung von Gärten und Landschaften bietet sichere Lebensräume und erhält natürliche Verhaltensweisen.

FAQs

Ist es legal, Rehe zu füttern?

In Deutschland ist die Fütterung von Wildtieren rechtlich geregelt. Für Rehe gilt, dass die Zufütterung unter bestimmten Umständen erlaubt sein kann, jedoch nur unter Einhaltung der jeweiligen landesspezifischen Jagdgesetze und Fütterungsverordnungen. Eine rechtswidrige Fütterung kann mit Bußgeldern geahndet werden.

Kann ich Rehe mit Obst und Gemüse füttern?

Rehe können mit naturbelassenem Obst und Gemüse in Maßen gefüttert werden, beispielsweise mit Äpfeln oder Karotten. Es ist jedoch darauf zu achten, dass die Mengen angemessen sind und das Futter nicht zum Hauptbestandteil ihrer Ernährung wird.

Warum sollte man kein Brot an Rehe verfüttern?

Brot und andere Backwaren sind für Rehe nicht geeignet, da sie zu Verdauungsproblemen führen können. Ihr Verdauungssystem ist nicht dafür ausgelegt, derartig verarbeitete Nahrungsmittel zu verdauen, wodurch es zu Gärungen im Pansen kommen und die Gesundheit der Tiere gefährdet werden kann.

Wie kann ich sicherstellen, dass meine Fütterungshilfe nicht schadet?

Um sicherzustellen, dass die Fütterungshilfe Rehen nicht schadet, sollte man sich streng an die natürliche Nahrung der Rehe halten und die Futterzusammensetzung sowie -mengen sorgfältig abwägen. Die Fütterung sollte vereinzelt und in einem natürlichen Rhythmus erfolgen. Zudem ist es ratsam, sich mit Experten wie Förstern oder Wildbiologen zu beraten.

Welche Rolle spielen Krankheiten bei der Fütterung von Rehen?

Eine unsachgemäße Fütterung kann zu einer erhöhten Ansteckungsgefahr von Krankheiten führen, sowohl innerhalb der Rehpopulation als auch im Austausch mit anderen Tierarten. Zudem kann es durch das Zusammenkommen vieler Tiere an einer Futterstelle zu einem schnelleren Ausbruch und einer weiteren Verbreitung von Krankheiten kommen.

Wie kann ich zur natürlichen Ernährung von Rehen beitragen, ohne zu füttern?

Man kann zur Ernährung von Rehen beitragen, indem man ihren Lebensraum schützt und fördert. Dazu gehört, Wildwiesen anzulegen, heimische Sträucher und Bäume zu pflanzen sowie eine naturnahe Gartengestaltung zu verfolgen, welche die Biodiversität erhöht und Rehen natürliche Futterquellen bietet.